Public Privacy

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Interaktive digitale Installation, 2024

Die Grenze zwischen privat und öffentlich verschwimmt zusehends – wir teilen immer privatere Einblicke auf sozialen Medien, versehen unsere Fotos mit Location-Tags und vernetzen selbst unser Zuhause mit Smart-Home Technologien wie Alexa. Parallel dazu steigt die gesellschaftliche Akzeptanz von Kontrolle und Überwachung in einer zunehmend vernetzten Welt, was häufig zu einer (oft unbewussten) Beteiligung an der allgegenwärtigen Überwachung führt. Die Konsequenzen des Teilens privater Informationen werden kaum noch hinterfragt. Steuern wir einer Welt mit totalem Verlust der Privatsphäre entgegen? Welche Rolle spielen moderne Informations- und Kommunikationstechniken bei der Herausbildung einer globalen Öffentlichkeit? In 'Public Privacy' wird die invasive Natur moderner Technologien kritisch beleuchtet und durch eine immersive digitale 3D-Installation erfahrbar gemacht. Die Installation konfrontiert die Betrachter*innen mit der Dualität aus Überwachung und Verlust der eigenen Privatsphäre, indem sie sie sowohl in die Rolle der Überwacher*innen als auch der Überwachten versetzt – ein Spiegelbild der Funktion moderner sozialer Medien.

Arbeitsprozess

Die Inspiration für dieses Projekt entstand während meiner Internet-Suche nach CCTV-Kameras, während der ich zufällig auf die Website 'www.insecam.org' stieß. Diese Plattform sammelt Live-Streams von Überwachungskameras, die aufgrund mangelnder Sicherheitsmaßnahmen wie fehlender oder standardmäßiger Passwörter öffentlich zugänglich sind. Die Erkenntnis, dass Live-Videoaufnahmen unbemerkt der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden erschreckte mich zwar, motivierte mich jedoch auch die Seite intensiver zu erkunden. Dabei stieß ich auf zunehmend private Einblicke, die mir bewusst machten, dass solche Kameras auch in meiner unmittelbaren Umgebung existieren könnten. Im Zuge der Konzeptentwicklung habe ich auch über soziale Medien wie Snapchat reflektiert, auf denen man jederzeit private Einblicke in die Lebensrealitäten der Nutzer*innen erlangen kann, die sich über die Funktionsweise (zumindest mutet es so an) nicht bewusst sind und über global geteilte 'Stories' private Einblicke mit der ganzen Welt teilen. In Sekundenschnelle kann man Bilder und Videos in privaten Haushalten oder von der Familie der Nutzer*innen finden. Dieser Sachverhalt stellt besonders für nicht Technik versierte Menschen wie Kinder oder ältere Menschen, eine Gefahr dar, aber hat auch mir vor Augen geführt, dass ich als Social Media Nutzer selbst ein aktiver Bestandteil dieses globalen Überwachungsnetzwerks bin. Für diese Arbeit wurden Screenrecordings von Insecam-Livestreams gemacht, die Menschen in privaten, ungeschützten Momenten zeigen. Diese Aufnahmen werden auf die Innenseite einer virtuellen Kugel projiziert und machen die Betrachter*innen zu Überwacher*innen. Sie befinden sich im Zentrum dieser Kugel und sind von den Überwachungsvideos umgeben, die alle paar Sekunden wechseln. Wenn das Gerät der Nutzer*innen eine Kamera hat, wird auch ihr Bild in die Kugel integriert. Dies unterstreicht die persönliche Betroffenheit und Verletzlichkeit im Kontext digitaler Überwachung. Durch die Einbeziehung des Betrachterbildes in die digitale Installation soll das Projekt ein Bewusstsein für die persönlichen Folgen digitaler Unachtsamkeit schaffen.

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Verweise

1 http://www.insecam.org/